Kalte und dunkle Kinderstuben im All
Wie das Weltraumteleskop Herschel neue Erkenntnisse über die Geburt ferner Sonnen liefert.
Dr. Markus Nielbock
Max-Planck-Institut für Astronomie
Heidelberg
Die Geburtsstätten heißer und heller Sterne sind tatsächlich kalte und
dunkle Wolken aus Gas und Staub. Um den Prozess der Entstehung von
Sternen untersuchen zu können sind optische Aufnahmen nahezu
unbrauchbar. Wegen der dichten Materie und den tiefen Temperaturen
müssen die frühen Phasen durch die Analyse von Infrarotstrahlung
untersucht werden, wovon der größte Teil durch die Erdatmosphäre
verschluckt wird. Das im Mai 2009 gestartete ESA-Weltraumteleskop
"Herschel" ermöglicht Untersuchungen in bislang unerreichter Präzision
und Detailschärfe.
Barnard 68 gilt als der Prototyp einer nahen Dunkelwolke, in der sich
mutmaßlich Bedingungen untersuchen lassen, die am Anfang des
Sternentstehungsprozesses stehen. Mit Hilfe von aktuellen Herscheldaten
konnte die räumliche Verteilung von Staubtemperaturen und -dichten zum
ersten Mal zuverlässig ermittelt werden. Diese Größen sind maßgeblich
für die Gültigkeit verschiedener Sternenstehungstheorien. Weitere
Ergebnisse beinhalten die wahrscheinliche Herkunft von Barnard 68, eine
Analyse der externen Heizquelle sowie die mögliche Entdeckung, dass hier
zwei Wolken miteinander kollidieren und so den Sternenstehungsprozess
einleiten.
Dr. Markus Nielbock studierte in Düsseldorf und Bochum.
An der Ruhr-Universität Bochum promovierte er 2001 in Astrophysik.
Danach war er bis 2003 bei der ESO, der Europäischen Südsternwarte in Chile beschäftigt,
anschliessend von 2003 bis 2006 wieder in Bochum.
Im Dezember 2006 wechselte er zum Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg (Projekt Herschel, PACS-Kamera).
Bis zum Start von Herschel im Mai 2009 war er intensiv in den
Instrumententests der Kamera PACS (entwickelt unter Federführung des Max-Planck-Institut für
Extraterrestrische Physik in Garching) involviert. Das führte ihn sogar zu den abschließenden
Funktionstests im März 2009 nach Kourou. Seitdem arbeitet er als
Kalibrierungswissenschaftler des Instruments. Seit Anfang 2011 leitet er
die lokale Instrumentengruppe der Herschel/PACS-Kamera am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg und ist
der Repräsentant des PACS-Konsortiums im ESA-Komitee für die
Kalibrierung des Herschel-Observatoriums.
Bild und Bericht von Sandra Pürzl in der Zeitung "Rüsselsheimer Echo" über den Vortrag:
zur Jahresübersicht 2013 der Astrovorträge
zurück zur Homepage der Astronomie Stiftung Trebur